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Infoblatt Paris


Die Metropole an der Seine

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  • Centre Pompidou (Rother)

  • Île de la Cité (Rother)

  • La Grande Arche (Leicht)

  • Louvre (Rother)

  • Montmartre (Corel Corporation)

  • Notre Dame (Leicht)

  • Arc de Triomphe (Leicht)

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Lage und Kennzahlen

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Kurze Geschichte der Stadtentwicklung

Die Geschichte der Millionenstadt Paris reicht mehr als 2.000 Jahre zurück. Den Ausgangspunkt bildeten Siedlungsaktivitäten der keltischen Parisier mit dem Namen Lutetia auf der heutigen Île de la Cité um 300 v. Chr. Die Île de la Cité ist eine große Seine-Insel und heute als ältester Teil von Paris mit der berühmten Kathedrale Notre Dame ein bedeutender Touristenmagnet. Der antike Name der damaligen Siedlung auf der Seine-Insel war Lutetia Parisiorum. Wortwörtlich übersetzt bedeutet dies "Sumpfebene der Parisier".
Römer eroberten die Siedlung und gründeten im frühen ersten nachchristlichen Jahrhundert vermutlich die eigentliche Stadt Paris mit drei Siedlungsschwerpunkten. Am linken Ufer lag das ursprüngliche Zentrum. Die Île de la Cité war ein weiterer Siedlungsschwerpunkt und auf dem rechten Seine-Ufer entstand eine beachtliche Vorstadt. Die Merowinger beendeten die römische Herrschaft und machten Paris unter Chlodwig I. zur Hauptstadt ihres Reiches. Im Laufe der Jahrhunderte und unter wechselnder Vorherrschaft wuchs Paris rund um die Île de la Cité kreisförmig nach außen. Im 12. Jahrhundert wurden die Befestigungsanlagen verstärkt, u. a. entstand auf dem rechten Seine-Ufer der Louvre (damals Königsresidenz, heute drittgrößtes Museum der Welt). Der Sonnenkönig Ludwig der XIV. ließ Paris modernisieren, so wurden einige Befestigungsanlagen geschleift, neue Prachtboulevards errichtet, die Straßenbeleuchtung eingeführt und die Wasserversorgung verbessert. Die Residenz des Königs wurde vom Louvre ins nahe Versailles verlagert. Paris hatte zur damaligen Zeit bereits eine halbe Million Einwohner. Die Modernisierungsmaßnahmen und die prunkvolle Architektur unter Ludwig XIV. standen allerdings im Gegensatz zum Elend der übervölkerten Hauptstadt. Dem Absolutismus, der unter Ludwig XVI. seinen Höhepunkt erreicht hatte, wurde 1789 mit dem Sturm auf die Bastille ein Ende gesetzt. Das im 14. Jahrhundert errichtete gefürchtete Staatsgefängnis wurde bei der Französischen Revolution völlig zerstört. Wenige Jahre später ergriff Napoléon Bonaparte die Macht und krönte sich in Notre Dame 1804 selbst zum Kaiser. Sein späterer Nachfolger Napoléon III. (1808 - 1873) führte Mitte des 19. Jahrhunderts die unter Ludwig XIV. und Napoléon Bonaparte begonnene Stadtumgestaltung fort. Um die Stadt besser kontrollieren zu können, wurden die engen Gassen durch breite, in rechtwinkligem Muster angeordnete Alleen ersetzt. 1844 wurden neue massive Befestigungen errichtet. Mit einer Länge von 39 km, 94 Bastionen und 16 Forts entstand so die größte Befestigungsanlage der Welt.
Nach der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1871 erlebte Paris eine Blütezeit bis 1914, die belle époque (Dt. "Schöne Zeit"). Der Stadtteil Montmatre zog zahlreiche bekannte Künstler und Autoren an. Nach dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1921 erreichte Paris mit knapp drei Millionen Einwohnern den Bevölkerungshöchststand, was enorme Wohnungsnot zur Folge hatte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt von deutschen Truppen besetzt. 1944 befreiten die Alliierten mit General de Gaulle die Hauptstadt. Mitte der 1960er Jahre wurde ein Stadtumbauprogramm beschlossen. Zum einen wurden innerstädtische Problemviertel saniert und zum anderen begann der Bau vieler eigenständiger Satellitenstädte im Umfeld von Paris. Unter den Präsidenten de Gaulle, Pompidou und Mitterand wurden zahlreiche monumentale Gebäude errichtet (z. B. die Glaspyramide im Louvre, die Bastilleoper und die Grande Arche in La Defénse). Im Jahr 1992 eröffnete Disneyland Paris (bis 1995 EuroDisney, von 2002 bis 2009 Disneyland Resort Paris) ca. 30 km östlich der Stadt. Mit 15,7 Mio. Besuchern (Stand 2011) gilt der Themenpark als eines der meistbesuchten Touristenziele Europas.



Stadtentwicklung Paris (Klett)


Wirtschaft und Infrastruktur

Frankreich ist hinsichtlich des BIP (Bruttoinlandsprodukt) die zehntgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Mehr als ein Drittel Anteil am französischen BIP hat allein die Ile-de-France. Fast alle wichtigen nationalen Unternehmen haben ihren Sitz in der Hauptstadtregion. Viele multinationale Unternehmen sind ebenfalls in Paris ansässig und haben dort zum Teil auch ihren Hauptsitz. Paris gilt wegen seines ausgezeichneten Verkehrs- und Telekommunikationsnetzes, gut ausgebildeten Humankapitals, der Lebensqualität und des Prestiges als attraktiver Wirtschaftsstandort. Der Dienstleistungssektor dominiert das wirtschaftliche Gefüge der Stadt. Wichtige Branchen sind das Finanzwesen, der Telekommunikationsbereich, der Handel, das Verlagswesen und die Forschung, um nur einige zu nennen. Paris nimmt europaweit eine Spitzenstellung als Wissenschaftsstandort ein. Über 1.000 Tagungen sowie Hunderte internationale Konferenzen und Fachmessen finden jedes Jahr in der Hauptstadtregion statt. Paris ist heute eine der wichtigsten Handelsmetropolen in Europa. Ein Grund ist der große Absatzmarkt und so haben viele Unternehmen der Konsumgüterindustrie ihren Standort in Paris. Bekannt ist die Stadt für die Produktion von Luxusgütern (Mode und Schmuck), die u. a. in den wichtigsten Geschäftsvierteln rund um die Avenue des Champs-Elysèes und La Défense (s. u.) vertrieben werden. Ferner gilt Paris, die "Stadt der Liebe", als eines der beliebtesten Tourismusziele weltweit. Für das Jahr 2011 hatte die Stadt allein an Hotelübernachtungen 36,9 Mio. Besucher zu verzeichnen.
Angesichts der geballten Wirtschaftsleistung der Metropolregion Paris verwundert es nicht, dass die Île-de-France zu den wohlhabendsten Regionen Frankreichs gehört. Allerdings hat Paris seit Anfang der 1990er Jahre massiv Arbeitsplätze verloren. Gründe dafür sind u. a. der Arbeitsplatzabbau in der Industrie und Abwanderung von Jobs ins Umland von Paris oder an weltweite Standorte. Die Erwerbslosenquote in Paris lag 2006 bei 9,4 % und in der Île-de-France leicht darunter. Damit liegt die Hauptstadt geringfügig unter den Werten Frankreichs (9,6 %). In einigen Stadtteilen hat sich die soziale Situation Ende 2005 verschärft, als es tagelang zu gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei kam. Schätzungsweise 50.000 Glochards (Obdachlose) leben in den Straßen und Metrostationen der Stadt. Die Pariser Metro gehört zu den ältesten und größten Untergrundbahnen der Welt. Es gibt insgesamt 16 U-Bahnlinien auf einem Streckennetz mit einer Länge von 212,5 km. In den nächsten Jahren soll das Metronetz weiter ausgebaut werden. Nach 54 Jahren der Unterbrechung fahren seit Ende 2006 in Paris auch wieder Straßenbahnen. Einer Ringbahn ähnlich sollen die Vororte von Paris direkt miteinander verbunden werden. Die Wiedereröffnung der Straßenbahn stellt eine Wende in der Verkehrskonzeption von Paris dar. Um die täglichen Staus im Ballungsraum zu reduzieren, soll ein nachhaltiges Konzept für einen modernen Nahverkehr mit der Straßenbahn als "neues" Element sorgen. Der Fernverkehr wird über drei internationale Flughäfen abgewickelt, u. a. über einen der größten Airports Europas: "Charles de Gaulle". Es wird geschätzt, dass über 10 % der Wirtschaftskraft der Hauptstadtregion an diesem Wirtschaftsstandort mit über 600 Firmen und etwa 75.000 Beschäftigten entstehen. Paris ist außerdem ein wichtiger Eisenbahnknoten und besitzt den zweitgrößten Binnenhafen Europas. Ein Netz von Autobahnen und Schnellstraßen verbindet Paris mit allen Regionen Frankreichs.


Exkurs: La Défense

Die Planungen für das neue Geschäfts- und Büroviertel begannen 1955. Am Rande der westlichen Pariser Kernstadt sollte ein modernes Büroquartier entstehen, um die traditionellen Pariser Banken- und Büroviertel um die großen Boulevards und den Arc de Triomphe zu entlasten. Bereits unter Ludwig XV. entstand die Verkehrsachse von dem heutigen Champs-Élysées, Arc de Triomphe bis zum damals noch unbebauten Hügel des heutigen La Defénse. Im Jahr 1958 wurde der erste Pilotbau eröffnet, der Ausstellungspalast CNIT (Centre National des Industries et Technologies). Fünf Jahre später wurden die Planungen konkretisiert: 800.000 m² Büroflächen sollen in regelmäßig angeordneten Türmen angeboten werden. Entlang der Sichtachse zum Arc de Triomphe entstanden bis 1970 mehrere Wolkenkratzer großer Unternehmen (Esso, Nobel, Elf-Aquitaine/Total, Europe und Aurore). Außerdem wurde mit der Schnellbahnverbindung RER eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des neuen Stadtteils geschaffen. In den 1970er Jahren stagnierte die Bebauung wegen Protesten gegen neue Hochhäuser und wirtschaftlichen Problemen aufgrund des Ölpreisschocks. In den 1980er Jahren wurde die Bebauung von La Defénse fortgesetzt. Es entstanden kleinere Hochhausbauten und Shoppingcenter. 1989 wurde die Grande Arche als moderne Version des Arc de Triomphe feierlich eröffnet und zum bekanntesten Symbol von La Defénse. Gegenwärtig befinden sich in La Defénse über 3 Mio. m² Büroflächen, auf denen 150.000 Beschäftigte bei etwa 1.600 Unternehmen arbeiten. 13 der weltweit 30 größten Unternehmen sind hier ansässig. Außerdem wohnen hier 20.000 Menschen. Damit gilt La Defénse als das größte Büro- und Geschäftszentrum Europas.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Mirko Ellrich, Wiebke Hebold
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2007/2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 24.07.2012